Von Sabine Toussaint, Mediatorin: Verlässlichkeit und Effizienz in der Kommunikation – geht das?
Vieles wäre einfacher in der Projektkommunikation, wenn es so etwas wie das Gesetz der Kommunizierenden Röhren gäbe. Der eigene (Informations-)Pegelstand gliche automatisch dem aller Beteiligten, d.h. der Anwender, externen Kunden, der Firmenleitung etc. Dies geschähe ganz automatisch und wäre berechenbar, klar und verlässlich. Komplexität und Unwägbarkeit, die das Projekt auf der technischen Seite schon ausreichend birgt, würden nicht noch potenziert durch vielfältige Variablen auf Seiten der Kommunikation.
Was kann als Alternative zum physikalischen Gesetz etabliert werden, um Projektkommunikation verlässlich, effizient und entspannt zu gestalten? Wie kann die Komplexität der „Schnittstelle Mensch“ nicht nur bewältigt, sondern in ihrer Vielschichtigkeit gewürdigt und genutzt werden? Während sich die bereits veröffentlichten Folgen dieses Blogs mit den Kommunikationsstrukturen, dem Projektmanagement und dem Durchblick im Dschungel der Beteiligten befassen, geht es in diesem Gastbeitrag einer Mediatorin um Kommunikationsmethoden.
Mediation: Schnittstelle Mensch
Das Wissen über Methoden wie Aktives Zuhören, Ich-Botschaften und Feedback-Regeln ist in den Köpfen angekommen. Vielfältige Literatur und Trainingsangebote bedienen den Markt. Warum aber gibt es dann noch verzögerte Systemstarts, redundante Arbeitsschleifen, Streitereien zwischen Entwicklung und Vertrieb und weitere Störfelder? Nicht zu vergessen die damit verbundenen astronomischen Konfliktkosten?
Die persönlichen Aspekte als Schlüssel zu funktionierender Kommunikation
Aus den Erfahrungen in der Konfliktklärung heraus liegt der Schlüssel zu gesunder Leistungsfähigkeit, innovativem Geist und Erfolg von Teams und Projekten in der Antwort auf die Frage, wie persönliche Aspekte in den Arbeitszusammenhang integriert werden können. Die Arbeit mit Einzelpersonen und Teams in Konflikten zeigt, dass nicht das Sachliche das große Problem ist, sondern die dahinter liegenden unerfüllten persönlichen Anliegen. Was genau im Argen liegt, kann sehr unterschiedlich sein, zum Beispiel die Bedürfnisse nach Wertschätzung, Anerkennung, einer Balance von Geben und Nehmen oder Anspannung und Entspannung, Sicherheit, Schutz, Weiterentwicklung, sinnvoller Zeiteinsatz.
Werden auf Dauer die eigenen zentralen Anliegen im Arbeitszusammenhang nicht wahrgenommen, kann die Kooperation erschwert werden. So ist es ein Herzstück im Mediationsprozess, die sachlichen und persönlichen Hintergründe von Konfliktsituationen zu beleuchten und ein gemeinsames Verständnis davon zu schaffen. Erst auf dieser Basis gelingt es den Konfliktparteien, wieder in Kontakt zu treten und befähigt sie, eigenständig Lösungen zu erarbeiten.
Die These ist somit: Will ein Team den Markt mit innovativen Entwicklungen erobern und nachhaltige Erfolge einfahren, braucht es eine Kommunikation, die die persönliche Ebene von vermeintlich reinen „Sachentscheidungen“ wahrnehmen kann. Diese Fähigkeiten im Team zu verankern, eröffnet ein neues Spielfeld der Verständigung, wenn es eng wird in der Kooperation. Die Bereitschaft steigt, geniale Ideen, Wissen, Einschätzungen und Meinungen zum Erfolg des Teams beizusteuern.
Wie das gehen kann, lesen Sie im nächsten Beitrag.
Sabine Toussaint
www.mediation-sabinetoussaint.de
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Expertenanalyse IT-Projektkommunikation (Leitung: Gisela Knabl)
(Foto: Joachim Wendler)